Vor der Küste bei Bergen haben norwegische Ingenieure eine schwimmende, kreisförmige Gewächshaus-Insel entwickelt, die das Potenzial hat, die Nahrungs- und Energieproduktion grundlegend zu verändern. „Ocean Bloom“ vereint Aquaponik, Solarenergie und Meerwasserentsalzung in einem einzigen, autarken System.
Die Struktur ruht auf einem schwimmenden Ponton, der mit Solarpaneelen, Wasseraufbereitern und Windturbinen ausgestattet ist. Im Inneren gedeihen Süßwasserpflanzen in nährstoffreichen Tanks, die mit Fischabfällen aus den darunter integrierten Aquakulturen versorgt werden. Dieser geschlossene Kreislauf macht externe Düngemittel oder Chemikalien überflüssig – benötigt werden nur Sonne, Luft und Meerwasser.
Im Zentrum von Ocean Bloom steht eine Entsalzungsanlage, die durch solar erhitzten Dampf und Wellenbewegung betrieben wird. Sie wandelt Meerwasser in Süßwasser zur Bewässerung um – und erzeugt dabei genug überschüssige Energie, um umliegende Dörfer oder Datenbojen zu versorgen.
In ersten Tests lieferte das System über das Fünffache an Blattgemüse pro Quadratmeter im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft – ganz ohne Erde, ohne Emissionen und nahezu ohne Abfall. Zusätzlich wirkt ein Algen-Bioreaktor als CO₂-Senke und hilft aktiv, die Versauerung der Ozeane zu reduzieren.
Norwegen plant nun, diese Technologie auf Inselstaaten und flache Küstenregionen auszuweiten, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Ganze Ernährungssysteme könnten künftig auf dem Wasser gedeihen, das einst als Bedrohung galt – sauber, ertragreich und klimaresilient.